Digitalisierung – quo vadis? (Teil 2)
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Viele Anwälte setzen sich bereits mit der Digitalisierung und ihren Chancen aktiv auseinander und einige ernten sogar schon die Früchte. Für manche unter ihnen ist der Begriff jedoch eher ein rotes Tuch.
Sie hören ihn ständig, ahnen auch, dass sie irgendwann auch mal diesbezüglich ins Handeln kommen müssen, wissen aber nicht so recht, wie. Vereinzelte geben sich Mühe und setzen vielleicht den jungen Referendar dran oder sourcen sogar Website-Erstellung und Social-Media-Management aus. Letztlich wird aber früher oder später kein Weg daran vorbeiführen, eine entsprechende Fachkraft einzustellen bzw. sich dauerhaft durch eine Agentur oder einen Freelancer fachkundige Hilfe zu holen. Zuviel verändert sich zu schnell, als dass man sich darauf ausruhen könnte, einmal etwas zu implementieren, was dann jahrelang Bestand hat. Die Rechtsabteilungen von Unternehmen haben da insofern einen Vorteil, als dass sie dann schlicht von anderen Abteilungen (IT, Marketing o.ä.) Unterstützung erhalten. In vielen Anwaltskanzleien, größeren als auch insbesondere natürlich den kleineren, gibt es hingegen noch immer die strenge Hierarchie von Anwälten einerseits und Sekretariat andererseits. Weder die Juristen noch die ReFa sind darin geschult, Digitalisierung, Webauftritt oder Social-Media-Kanäle einer Kanzlei professionell und strategisch optimal zu bespielen. Selbst wenn jemand da ein paar Kenntnisse im Programmieren oder Startup-Erfahrung hat, macht das noch keinen entsprechenden Fachmann aus ihm.
“Das haben wir schon immer so gemacht”
Je verkrusteter, hierarchischer und konservativer die Struktur und das Mindset der Anwälte in einer Kanzlei sind, desto schwerer wird es sein, Innovation und frischen digitalen Wind reinzubringen. Banken und Versicherungen treffen ähnliche Herausforderungen. Da ist insbesondere hilfreich, wenn die Digitalisierung von einem außerhalb der Struktur stehenden Berater betreut wird, damit dieser nicht dem “das haben wir immer schon so gemacht” anheimfällt. Schwierig ist es auch, wenn die Partner schon älter und finanziell arriviert sind, was oft miteinander einhergeht. Dort “läuft” es. Das kann zu einer passiven Haltung führen, die lähmt und Innovation äußerst schwer macht. Oft meinen die Älteren, sich nicht mehr ändern zu müssen, solange sie noch am Ruder sind. Schlimmstenfalls stehen sie jeglichen digitalen Neuerungen jedoch sogar ablehnend gegenüber, weil sie sich – wodurch auch immer – bedroht fühlen. Letztlich stellt die Digitalisierung jedoch nur für eine Gruppe ein Risiko dar, nämlich jene, die versuchen, sich ihr zu widersetzen.
Die Technik entwickelt sich weiter, ob Sie es nun möchten oder nicht. Alle Branchen sind davon betroffen. Versuchen Sie, am Ball zu bleiben. Lassen Sie sich beraten. Zeigen Sie sich offen. Auch Mandanten möchten einen Anwalt, der mit der Zeit geht, keinen Ewiggestrigen. Der Begriff Legal Tech ist in aller Munde und die entsprechende Szene verändert sich quasi monatlich. Seien Sie interessiert oder – für den Anfang jedenfalls – nicht gänzlich verschlossen. Sie müssen kein IT-Crack werden, sondern können sich selbstverständlich weiterhin komplett Ihrer Arbeit widmen, doch lassen Sie sich helfen. Die Zeiten, in denen man als Selbständiger selbst und ständig an allem rund ums Business arbeiten musste, sind passé. Viel wird passieren. Neue Jobprofile werden entstehen, Vieles wird effizienter erledigt werden können. Lassen Sie sich drauf ein. Das Beste liegt vor uns!