Mastermind-Gruppen für Rechtsanwälte

Mastermind-Gruppen für Rechtsanwälte

  • Kanzleiorganisation
  • Weiterbildung

Sind Sie schon Teil einer Mastermind-Gruppe? In einer Mastermind-Gruppe setzen sich Gleichgesinnte regelmäßig zusammen, um sich über ihre jeweiligen Herausforderungen, Probleme und Ziele auszutauschen und dabei Herangehensweisen und Lösungsansätze zu entwickeln. Die so entstehende “kollektive Intelligenz” ist in dieser Kombination eine Quelle vieler kreativer Ideen und von unschätzbarem Wert für das individuelle Vorankommen.

In einer Mastermind-Session haben Sie – quasi en passant – die Möglichkeit, zusammen mit anderen Anwälten zu lernen. Die zu behandelnden Themen, über die Sie sich dabei austauschen können, sind zahlreich: Welche Strategie passt für eine spezielle Fallkonstellation? Wie sollte man mit dem anhaltenden Stress und Termindruck umgehen? Wie findet man geeignetes Personal?

Wie ein großes Brainstorming

Man muss es sich wie ein großes Brainstorming vorstellen: Eine Gruppe von Anwälten sitzt in einem Raum zusammen. Einer beginnt damit, z.B. das Problem darzustellen, dass ihn davon abhält, das Kanzleiwachstum weiter voranzutreiben. Seien es fehlende finanzielle Mittel, die Schwierigkeit, gutes Personal zu finden, oder Unsicherheiten bzgl. der richtigen Strategie. Ihm werden 5-10 Minuten eingeräumt, um das Problem zu umreißen. Danach können die anderen ihm ihre Gedanken oder Lösungsansätze dazu mitteilen. Die Vorteile derartiger Zusammenkünfte sind zahlreich.

Vorteile einer Mastermind-Gruppe

Spezialwissen:

Niemand kann alles wissen. Das führt dazu, dass manch Kollege, der mit wenig Selbstbewusstsein oder vielen Zweifeln ausgestattet ist, denkt, dass er bestimmte Projekte nicht anzugehen braucht, weil ihm alles über den Kopf wachsen würde und er nicht genug Wissen hat. Doch die wirklich erfolgreichen Leute sind heute nicht unbedingt dort, wo sie sind, weil sie alles wissen. Sie sind dort, weil sie wussten, wo sie sich ergänzende Hilfe holen können, oder die richtigen Leute angeheuert haben, deren Knowhow sie optimal ergänzt.

Ein Beispiel:

Direkt nach dem 2. Staatsexamen weiß der junge Jurist nicht, wie er mit einer Kanzlei starten soll. Er mag zwar geistig voll mit (Jura-)Wissen sein, doch er hat keinerlei Erfahrung darin, wie man eine Kanzlei aufbaut. In der Mastermind-Gruppe, zu der in der Regel ja auch viele Erfahrenere gehören, wird ihm die Situation aufgesplittet: Zu einer Kanzleigründung gehört – neben all dem Formellen – auch so etwas wie Sekretariat, Marketing, Mandantenakquise, Buchhaltung etc… Für all das gibt es Freelancer, die ihm weiterhelfen, schneller seine Ziele zu erreichen. Es mag zwar möglich sein, sich anfangs vieles selbst anzueignen, doch kostet das zu viel Zeit, ergo zu viel Geld. Und das Ergebnis ist dann in der Regel das eines Amateurs.

Warum nicht für das Geld einen Profi anheuern? Auf diese Gedanken war der frischgebackene Assessor noch gar nicht gekommen. Wie auch? Derart Wichtiges wird in der Regel in der Ausbildung nicht vermittelt.

Formulierung eines Ziels:

Das Ziel, was Sie erreichen, oder das Problem, das Sie bewältigen möchten, sollte klar umrissen und formuliert sein. Je weniger konkret das Ziel definiert ist, desto ungewisser wird der Erfolg sein. Eine Mastermind-Gruppe hilft dabei, das Ziel zu formen. Sie vermittelt Informationen, Motivation und Richtung. Die Mitglieder werden Ihnen dabei helfen, am Ball zu bleiben, und Sie ermahnen, wenn Sie vom Weg abkommen. Sie sind Motivator und Gewissen zugleich.

Erfahrung:

Wer mit einer Kanzlei startet und diese zum Wachstum bringen möchte, hat in der Regel einen noch eher begrenzten Erfahrungsschatz. Dies führt dazu, dass gewisse Risiken weniger gut eingeschätzt werden können und die Gefahr besteht, Fehler zu machen. Wie gut, wenn man dann Mitglied einer Mastermind-Gruppe ist und im Rahmen der Mastermind-Session quasi aus dem Vollen schöpfen und die “alten Hasen” zu Rate ziehen kann. All die kumulierten Jahre an Erfahrung, Wissen und eigenem “learning”, die man dort “anzapfen” kann, sind von unschätzbarem Wert, wenn man ganz am Anfang steht.

Gruppenenergie:

Insbesondere in Einzelkanzleien oder jedenfalls sehr kleinen Büros fehlt es Anwälten an Austausch. Sie drehen sich quasi nur um sich selbst. Dass dies zu wenig Fortschritt und Entwicklung führt, kann man sich denken. Sie mögen sich weiterbilden, viel mit Mandanten arbeiten und auch hier und da mal ein Event besuchen, doch derart isoliert zu denken und zu arbeiten, limitiert das eigene Wachstum. In einer Mastermind sind sie vernetzt. Es wird ihnen helfen, zu sehen, dass andere Kollegen die gleichen (und womöglich noch heftigere) Probleme haben wie sie. Doch sie hören nicht bloß die Problemberichte, sondern viele, viele Lösungsansätze und Gedankenspiele rund um diese jeweiligen Themen. Da sind Aha-Momente vorprogrammiert!

Goal buddies:

Sie gewinnen eine ganze Gruppe von sogenannten goal buddies. Das sind Gleichgesinnte, die um Ihre Probleme wissen, Ihre Lösungsstrategie kennen und mitverfolgen, ob Sie Ihr Vorhaben auch wirklich durchziehen. Sie sind quasi – wie bereits erwähnt – Ihr Gewissen. Und sie glauben an Sie. Das sorgt oft für die nötige Motivation, die Sie brauchen, wenn Sie mal schlechte Tage haben, an denen es nicht so läuft oder Sie aufgeben möchten. Bestenfalls fühlen Sie nicht nur Verantwortung für sich, sondern auch dafür, dass Sie den anderen gegenüber Wort halten und das verfolgen, was Sie sich vorgenommen haben.

Mastermind-Gruppen – gestern und heute

Mastermind-Sessions sind nichts Neues. Es gab sie schon vor 100 Jahren, man nannte sie nur anders. Eine berühmte Mastermind-Gruppe waren Die Vagabunden (“The Vagabonds“), die u.a. aus Henry Ford, Harvey Firestone und Thomas Edison bestand. Statt sich regelmäßig bei Meetings auszutauschen, unternahmen sie Kurztrips miteinander. Sie campten und tauschten sich abends beim Lagerfeuer über ihre Projekte aus. Wer in wunderbarer Natur eine entspannte Zeit mit interessanten, inspirierenden Menschen verbringt, kann nur dazulernen und hat auch noch Spaß dabei. Welch Gewinn!

Die Eigenschaften, die gute Anwälte auszeichnen, machen sie auch zu hervorragenden Mitgliedern einer Mastermind-Gruppe. Netzwerken, gutes Zuhören oder proaktiv Hilfe anzubieten sind nur einige der Skills, die für derartige Mastermind-Sessions vorteilhaft sind. Es gibt also eigentlich keine Ausrede mehr, es nicht einmal zu versuchen. Das kann damit losgehen, dass Sie sich mit zwei, drei Kollegen abends mal zum Essen treffen. Möglichst auch welche, die Sie noch nicht so oft (oder gar noch nie) getroffen haben. Vielleicht ist es auch hilfreich, wenn Menschen aus “verwandten Branchen” teilnehmen, wie z.B. Steuerberater. Diese könnten auch z.B. als Gast dazu geladen werden, wenn es thematisch passt (es z.B. um Vermögens- oder Investitionsfragen geht).

Für vielbeschäftigte Anwälte können die Termine Wochen, notfalls Monate im Voraus festgelegt werden. An diesem Abend sollte es keine weiteren Termine geben. Es sollte Zeit genug bleiben, um nicht nur Probleme zu wälzen, sondern auch über zwischenzeitlich erlangte Erfolge zu sprechen. Dies motiviert zusätzlich und wird in Ihnen das Feuer entfachen, Ihre Probleme anzupacken und die Ziele fest in den Blick zu nehmen. Die Gruppe steht stärkend hinter Ihnen.