Innovation? So nicht! (Teil 2)
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Kanzlei und Innovation- zwangsläufig zwei Gegenpole? Nun, zumindest gibt es in nahezu jeder größeren Kanzlei ein paar Kandidaten, denen alles Neue widerstrebt und die auch die immer gleichen Phrasen anbringen. Wenn Sie zu den Innovativen gehören und in Ihrer Kanzlei ein paar Widerstreiter haben, sorgen Sie sich nicht. Es bedarf nur ein wenig Auseinandersetzung mit den immer wiederkehrenden Sprüchen, die diese Herrschaften anbringen, und Sie können wunderbar argumentativ parieren.
Nach ein paar Klassikern des technologischen Widerstrebens in Teil 1 folgt hier nun Teil 2.
“Ich bin nicht bereit, dies zu versuchen, wenn Sie mir nicht garantieren können, dass es funktioniert.”
In Firmen wie auch in Kanzleien ist Macht oftmals eng mit Erfolg verbunden. Die Partner mit den höchsten Stundensätzen und den wertvollsten Mandanten haben viel Einfluss. Dementsprechend sind sie in der Regel auch nicht allzu offen für Wege, die nicht direkt zu bahnbrechendem Erfolg führen oder die gar – vermeintlich – ihrer Reputation schaden könnten. Das ist natürlich ein völliges Missverständnis bezüglich der Innovation an sich und ihrer Natur. Herausforderungen sollten stattdessen quasi umarmt werden.
“Wer hat das schon vor mir probiert?”
Eng verknüpft mit der Inakzeptanz von Fehlern ist das Bedürfnis, nur Ideen zu unterstützen, die sich schon anderswo bewährt haben und womöglich von den engsten Mitbewerbern bereits erfolgreich eingesetzt wurden. Dieser Ansatz nutzt den Wettbewerb quasi als Test, um die Chancen auf eine erfolgreiche Idee zu erhöhen. Es ist in diesem Zusammenhang hoffentlich selbsterklärend, dass man sich von den Mitbewerbern nicht dadurch absetzt, dass man ihre Methoden kopiert.
“Aber so haben wir es schon immer gemacht.”
Der Klassiker aus deutschen Amtsstuben. Doch ja, auch in Kanzleien sitzt noch der eine oder andere, der vermutlich meint, in den wenigen Jahren, die ihm bis zur Rente (oder darüber hinaus) noch bleiben, brauche die Kanzlei diesen ganzen “neumodischen Kram” nicht. Bislang seien die Zahlen doch ganz passabel. Bekannt und bewährt, das könne doch nicht schlecht sein. Diese Denke ist aus dem System erwachsen, dass die Alten den Jungen beibringen, wie der Hase läuft. Derzeit dreht sich – auch diesbezüglich – jedoch vieles. Das ist für manch einen schwer zu ertragen und führt zur Ablehnung alles Neuen, Innovativen, aus der schieren Unsicherheit um die eigene Position und der Angst vor dem Unbekannten heraus.
Dies war eine kleine Zusammenschau der Ausreden-Klassiker von Innovationsunwilligen. Doch bedenken Sie: Das Umdenken fängt schon im Kleinen an. Statt starrem Hierarchie-Denken sollten Sie versuchen, die Chancen des Miteinanders schätzen zu lernen. Die Jungen können von der Erfahrung der Älteren profitieren, die Älteren erleben endlich mal jemanden, der sie in Frage stellt, was argumentativ gut untermauert frischen Wind hineinbringt. Win-Win-Situation! Gehen Sie das Neue in Ihrem Tempo an, aber gehen Sie es an. Es zieht sonst alles an Ihnen vorbei und Sie haben irgendwann das Nachsehen. Zeigen Sie Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern und Empathie gegenüber den Bedürfnissen der Mandanten, das ist schon ein erster Schritt und wird schnell Früchte tragen. Mit Sicherheit!