Dresscodes unter Juristen
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Fragt man Studenten, woran man auf dem Campus die Jurastudenten erkennt, sind die Aussagen recht eindeutig: Hemd oder Polo-Shirt von Ralph Lauren und Bootsschuhe. Die Juristen haben in der Regel einen – jedenfalls für Studenten – eher überdurchschnittlich ordentlichen Kleidungsstil und sind recht markenbewusst.
Später im Berufsleben differenziert es sich im Bereich der Großkanzleien nur wenig aus, wird im Übrigen jedoch – umgekehrt korrelierend zur Kanzleigröße – durchaus etwas individueller. Der Anwalt, der auch zum Gerichtstermin eine (immerhin schwarze) Jeans trägt und die Robe zum Transport in seine Aktentasche quetscht, dürfte allerdings eher die Ausnahme als die Regel sein.
Es kommt darauf an…
Natürlich kann man grundsätzlich auch bei der Frage nach Kleidervorschriften die typische Juristenantwort geben: “Es kommt darauf an”. Der Kleidungsstil von Juristen wird nämlich in der Tat durch ein Potpourri von Faktoren mitbeeinflusst:
- Größe der Kanzlei
- Verkehrsmittel, das genutzt wird, um ins Büro zu kommen (Auto, ÖPNV, Rad)
- abhängig vom Verkehrsmittel: Wie stark ist man dem Wetter ausgesetzt?
- Art der Mandanten (Branche)
- Mandantengespräch, Bürotag oder Homeoffice?
Es macht natürlich einen Unterschied, ob man als Einzelanwalt agiert und mit dem Rad ins Büro fährt (und somit den dem Wetter ausgesetzt ist) oder in einer Großkanzlei arbeitet und mit dem SUV direkt in die Tiefgarage fährt. Sicher spielt auch eine Rolle, welche Art von Mandanten man hat. Man kann davon ausgehen, dass z.B. Medizinrechtler sich da mehr anpassen als etwa Sozialrechtler.
Ab einer gewissen Kanzleigröße ist der Anzug die Regel, unabhängig von Mandantenterminen. Doch auch damit ist man(n) noch nicht unbedingt perfekt angezogen, denn bei der Anzugwahl können immer noch Fehler passieren. Beige oder Braun ist bei eher konservativen Kanzleien suboptimal. Schwarz ist für Beerdigungen reserviert. Mit einem Grauton liegt man richtig. Das Hemd sollte weiß oder hellblau sein und darf gern in starkem Kontrast zum Anzug stehen.
Kleider machen Leute
Als Frau wirken wohl dunkle Hosenanzüge am besten. Sie unterstreichen das Selbstbewusstsein und vermitteln Power. Röcke gehen auch, sollten aber unbedingt eine angemessene Länge haben. Wer Schuhe mit hohen Absätzen trägt, sollte sich vorher vergewissern, dass er (bzw. sie) auch wirklich darin laufen kann. Viele können das, einige sehen dabei aber aus wie der berühmte “Storch im Salat”, aber auch das kann man lernen. “Zwei Finger breit” ist angeblich die optimale Absatzhöhe.
Sowas wie ein “overdressed” wird es zumindest in der Großkanzlei nicht geben. Natürlich sollte man versuchen, ein Gespür dafür zu entwickeln, was kleidungstechnisch im eigenen Büro die Regel ist, damit man etwas hat, woran man sich orientieren kann. Im Zweifel sollte man sich eher etwas schicker kleiden. Ausreißer “nach unten” (underdressed sein) sind deutlich unangenehmer.
Wer sich partout abheben möchte, sollte dies am ehesten bei Accessoires wagen. Schöne Manschettenknöpfe oder ein Einstecktuch (weiß oder passend zum Hemd, nicht zur Krawatte) sind denkbar. Die Aktentasche sollte auf jeden Fall schlicht und möglichst aus Leder sein.
Casual Friday
Die Lässigkeit am Casual Friday lässt dann doch ein wenig mehr Spielraum. Im deutschsprachigen Raum bedeutet dies meist smart casual, also Stoffhose und Bluse/Hemd, zuweilen auch dunkle Jeans. Der Schlips bleibt zuhause. Entstanden ist die Sitte des Casual Friday in den USA. Den Angestellten, die freitags nach der Arbeit zurück nach Hause auf’s Land fuhren, sollte ermöglicht werden, bereits an diesem Tage die strenge Arbeitsuniform ablegen bzw. lockern zu dürfen. In Deutschland hat die Sitte vielmehr die Bedeutung, Hierarchien zu lockern.
Ob “dressed to impress” oder “smart casual”: Natürlich sollten Sie sich an den Standard halten, der in Ihrem jeweiligen Büro herrscht, aber ebenso wichtig ist es, dass Sie dabei authentisch bleiben und sich nicht gänzlich verkleidet fühlen.
Auch im Anzug dürfen Sie herzlich lachen und müssen keine stocksteife Miene im Meeting aufsetzen, ebenso wie man in Jeans und Bluse perfekt angezogen sein kann, wenn man im Übrigen hochprofessionell auftritt. Und am Ende sollte man sich eine gewisse Nonchalance bewahren und im Hinterkopf behalten: Sie sind nicht auf einer Modenschau. Kompetenz und Charisma sind (noch) wichtiger.