Juristin und Mutter
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JuristIn zu sein ist ein wunderbarer, oft sehr fordernder Beruf. Schon als Studentin oder Referendarin in der Examensvorbereitung hat man sehr viel zu tun. Alles machbar! Doch wie sieht es aus, wenn man (erstmals) Mutter wird?
Die juristische Prüfungsmühle
Für die Mehrheit der StudentInnen macht sich der Stress während der Prüfungszeit in verschiedenen Phasen unterschiedlich bemerkbar:
Da ist zum einen der permanente, latente Druck über mehrere Wochen hinweg, während man eine Examenshausarbeit schreibt, wobei aber wenigstens abends ein wenig Zeit zum Luft holen bleibt. Und dann gibt es die zwei Wochen, in denen die Klausuren des Zweiten Juristischen Staatsexamens geschrieben werden: Acht Klausuren à 5 Stunden innerhalb von zwei Wochen. Die juristische Prüfungsmühle ist schon hart. Oder haben Sie derartig Stressiges und Herausforderndes schon von AbschlusskandidatInnen der Kunstgeschichte, Biologie oder BWL gehört? Eben.
Schwanger ins Examen
Uni und Repetitorium bereiten auf das Examen vor. Auf die Erfahrung, zeitgleich Mutter zu werden, bereitet niemand vor. Wenn eine Frau zum Beispiel 8 Wochen vor dem Examen erfährt, dass sie schwanger ist, wird das nahende Examen sicherlich mit einer der Gedanken sein, die ihr sofort in den Kopf kommen. Denn so gut sie sich auch vorbereitet: Schwanger ein Examen zu schreiben, ist doppelt anspruchsvoll, physisch wie psychisch.
Erfahrungsberichte von Juristinnen als Mütter? Rar gesät!
Das Thema, Schwanger ein Examen zu schreiben, wird unter Juristinnen nicht gerade ausführlich erörtert. Bei der Online-Recherche findet man eine handvoll Erfahrungsberichte….weltweit. Einige Artikel beschäftigen sich mit den Herausforderungen von Studium und Muttersein, einige damit, wie man es schafft Anwältin und Mutter zu sein. In einer derartigen Situation benötigt man jedoch dringend konkrete Informationen. Leider gibt es wenig Sichtbarkeit von Juristinnen, die versuchen, Beruf und Muttersein unter einen Hut zu bringen. Am ehesten findet man so etwas in Forenbeiträgen oder bei Facebook. Doch wonach soll man suchen? Mütterforen? Anwaltsforen? Businessfrauen-Foren?
Examensvorbereitung als Mutter
Ist das Kind bereits da, sind die Herausforderungen wieder andere: Wer passt auf, während man lernt oder den Rep besucht? Wie managt man die eigene Müdigkeit oder ein Kind, das nicht einschlafen möchte einerseits und Lernpensum sowie Examensdruck andererseits? Noch größer ist der Druck natürlich, wenn man bereits einmal durchgefallen sein sollte….
Berufsalltag und Mutterschaft
Auch wenn man bereits im Berufsleben steht, ist es oft nicht leicht, als (angestellte) Juristin, Mutter zu sein. Es geht damit los, dass die Zeiten von Mutterschutz und Elternzeit auf dem “Karriere-Konto” fehlen. In der Regel finden Mütter sich damit ab und gehen sogar in Teilzeit, um all die Bedürfnisse und Erwartungen, die an sie gestellt werden, erfüllen zu können. Mal ist das Kind krank, mal hat es eine Schulveranstaltung, die man nicht verpassen sollte. Um dabei auch dem Job gerecht werden zu können, arbeiten die Teilzeit-Mütter de facto in Vollzeit.
Hausfrau oder Hausmann
Zuhause zu bleiben und vielleicht dem Mann das Geldverdienen zu überlassen, ist ein oft praktiziertes Modell, sofern man es sich leisten kann und die Ansprüche an die eigene Karriere zurückschraubt. Kein eigenes Einkommen zu haben widerstrebt jedoch so manch gut ausgebildeter Frau. Insbesondere dann, wenn sie zuvor unabhängig lebte und eben auch deshalb eine hervorragende Ausbildung genossen hat, um später selbst gutes Geld zu verdienen.
Dass die Frau zuhause bleibt, um das Kind großzuziehen, ist für Paare eher eine Vernunftentscheidung: derjenige, der weniger verdient, bleibt zuhause. Da das häufig die Frau ist, fallen die Entscheidungen entsprechend aus.
Sich als junge Mutter selbständig machen? Typsache!
Einige junge Mütter machen sich nach dem Examen direkt selbständig. Das hat klare Vorteile: Keine Bewerbungen schreiben und keine Bewerbungsgespräche führen müssen, keine Erklärungen gegenüber Chef und/oder Kollegen, dass man nicht Vollzeit zur Verfügung steht. Man kann Arzttermine und Termine der Kinder selbstbestimmt in den eigenen Zeitplan einfügen und von zuhause aus arbeiten, wenn das Kind krank wird. Die Arbeit wird dem Leben angepasst, nicht andersrum. Wer sich selbständig macht, muss sich allerdings auch im klaren darüber sein, dass man zunächst einmal finanzielle Sicherheit gegen Selbstbestimmung tauscht. Selbständigkeit als Anwältin mit eigener Kanzlei ist daher nicht für Jede geeignet. Man muss ein Typ dafür sein, eine Macherin.
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