Effektiver und schneller Lesen – So funktioniert’s (Teil 2)
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Da Sie nun nach der Lektüre von Teil 1 mit den Grundlagen und Vorbereiten für effizienteres und schnelleres Lesen vertraut sind, können wir zum nächsten Teil übergehen. Nun geht es darum, wie Sie aus dem Gelesenen das Beste herausholen. Natürlich ist das vom jeweiligen Text und Anwendungsfall abhängig. Daher sollten Sie sich immer auch mit dem Zweck und Ziel des jeweiligen Lesens bewusst auseinander setzen.
Regel Nummer 4: Lesen Sie planvoll und lesen Sie auch mal bewusst nicht
Viele von uns kennen den natürlichen Impuls, sofort mit dem Lesen loszulegen. Man will ja schließlich keine Zeit verlieren. Doch wer so an einen Text herangeht, der blockiert manchmal das Verstehen. Lesen kann man nicht schnell hinter sich bringen, also spart es im Zweifel sogar Zeit, sich vorher darauf zu besinnen, was mit der Lektüre des Textes erreicht werden soll:
- Welches ist mein Informationsbedarf?
- Ist dieser Text dazu geeignet, meinen Informationsbedarf zu befriedigen?
- Muss ich den gesamten Text lesen, um die gewünschte Information zu erhalten?
Vor allem die zweite Frage ist wichtiger als auf den ersten Blick zu erkennen. Wenn Sie einen zwar kurzen aber sehr anspruchsvollen Text vor sich haben, über dessen Inhalt Sie lange grübeln müssen, wäre es vielleicht zeitlich effizienter, einen längeren und ausführlicheren Text zu besorgen, den Sie auf Anhieb nachvollziehen können.
Regel Nummer 5: Lesen ist nicht gleich Lernen
So traurig diese Erkenntnis auch ist: Sie werden es kaum schaffen, gleichzeitig zu lesen und sich bereits beim ersten Durchgang auch schon einen Großteil des Textes zu merken, denn der Versuch des zeitgleichen Lernens stört Ihren Lesefluss. Wenn Sie versuchen, sich bestimmte Fakten aus dem Text zu merken, dann setzen die meisten von uns das innere Mitsprechen sehr bewusst ein und erzeugen ein Echo im Kopf. Da man aber ja im Text voran kommen will, sucht das Auge bereits nach den nächsten Worten und Klängen, da Echo des zu merkenden Textteils überlagert sich mit den neu gelesenen Abschnitten und Sie „verirren“ sich im Text, bis Sie einen neuen Leseanlauf starten und den Abschnitt erneut lesen. Das Gleiche kann übrigens passieren, wenn Sie ohne den Anspruch, sich einen bestimmten Inhalt zu merken, auf Unbekanntes im Text stoßen. Unser Gehirn versucht in diesem Fall, das Wort oder die Passage zu wiederholen, um Ihre Bedeutung zu entschlüsseln. Wenn Sie an dieser Stelle weiterlesen, haben Sie erneut unerwünschte Überlagerungen im Kopf. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als die Lernsequenzen von der reinen Lesearbeit abzugrenzen. Wir geben Ihnen später Techniken an die Hand, mit denen dies effektiver gelingt.
Regel Nummer 6: Lesegeschwindigkeit bis auf das Vierfache steigern
Und das ohne aufwendige Lese-Technik. Wie das geht? Indem Sie entweder laut vorlesen oder sehr viel lesen. Lautes Lesen pflegt Ihre Lesemechanik. Ihr Gehirn lernt die lauten Klänge sicher zuzuordnen und wird auch im leisen Lesen deutlich schneller werden, weil ihm das Subvokalisieren leichter fällt. Regelmäßig sehr viel zu lesen – und zwar ganz ohne Hast und mit Genuss – kann Ihr Lesetempo ebenfalls bis auf das Vierfache steigern. Sie trainieren dabei, Klangfolgen die aus mehreren Wörtern bestehen, kombiniert und wie ein Wort zu lesen. Bis zu vier Wörter können dadurch verknüpft werden. Je besser Ihr Gehirn im Lesen trainiert ist, desto leichter wird es ihm fallen, bis zu vier Wörter auf einmal zu einer entsprechenden Klangfolge zu verknüpfen.
Regel Nummer 7: Lesepausen machen
Diese Regel scheint dem Anspruch, schneller und effektiver zu lesen, erst einmal entgegen zu stehen. Aber die Unterbrechung langer Lesephasen durch Pausen ist unerlässlich, wenn Sie das Gelesene nachhaltig verarbeiten wollen. Ihr Gehirn braucht Zeit, um das Gelesene zu sortieren und sozusagen im Speicher abzulegen. Viele berichten auch davon, dass Sie in diesen Lesepausen die besten Einfälle haben, und zwar weil ihr Gehirn eine Pause zum Luftholen und verarbeiten hat. Lesepausen sollten Sie dafür aber auch so gestalten, dass Ihr Gehirn tatsächlich eine Pause hat und nicht durch ein anderes Thema beansprucht wird. Sprechen Sie deshalb idealerweise in den Lesepausen nicht, verschaffen Sie sich etwas Bewegung und erledigen Sie Aufgaben, die eher automatisch ablaufen. Gießen Sie zum Beispiel die Blumen oder räumen Sie auf.