Effektiver und schneller Lesen – So funktioniert’s (Teil 1)
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Gerade Rechtsanwälte und Notare sehen sich häufig einem riesigen Berg wichtiger Unterlagen gegenüber, den zu lesen einen großen Teil der Arbeitszeit verschlingt. Und seit das Internet täglich mehr Informationen bereitstellt, die leicht zugänglich und gut aufbereitet für die Fallbearbeitung herangezogen werden können, wird der Lesestoff auch gefühlt niemals weniger. Was würde man dafür geben, diese Massen an Lektüre schneller und effektiver durcharbeiten zu können?
Wer ein paar Tipps beherzigt, kann diesem Ziel schon deutlich näher kommen. Hier erst einmal die Basics und ein Versuch, mit falschen Vorstellungen aufzuräumen, um Sie auf die wirklich effizienten Lesetechniken vorzubereiten.
Regel Nummer 1: Niemals „einfacher schneller lesen“
Wer kennt das nicht? Man muss einen Text unbedingt noch heute durcharbeiten und versucht deshalb, mit reiner Willenskraft beim Lesen schneller voranzukommen. Doch leider funktioniert es so einfach nicht. Wer versucht, einfach schneller zu lesen, ist nur schneller erschöpft, braucht häufigere Lesepausen und übersieht Informationen. Regel Nummer 1 heißt also: Gehorchen Sie unbedingt Ihrem natürlichen Lesetempo. Wir zeigen Ihnen im Folgenden, wie Sie dieses optimal ausschöpfen können.
Regel Nummer 2: Subvokalisieren ist ein Muss
Beim Lesen kann man wunderbar beobachten, wie man innerlich „mitspricht“, als würde man sich selbst den Text vorlesen. Dieses Verhalten nennt man Subvokalisieren. Oft hört man, man müsse dieses innere Mitsprechen unterdrücken, um seine Lesegeschwindigkeit zu steigern, doch davon sollten Sie Abstand nehmen. Das Subvokalisieren ist wichtig, damit der Text sinnvoll aufgenommen werden kann. Es sorgt für ein gutes Lesegefühl, einen gleichmäßigen Lesefluss und verschafft Ihnen die nötige Sicherheit. Es ist richtig, dass das Subvokalisieren im Rahmen einer richtigen, langfristig antrainierten Schnell-Lese-Technik wegfallen kann, aber davon sind Sie wahrscheinlich noch weit entfernt. Außerdem muss es in diesem Fall durch eine andere Steuerungshilfe ersetzt werden. Für den Anfang sollten Sie aber wissen, dass das Subvokalisieren sehr hilfreich ist und keinesfalls auf dem schnellsten Wege „wegrationalisiert“ werden sollte.
Regel Nummer 3: Störquellen ausschalten (Text, Leseplatz und Umgebung)
Bewegung in der Umgebung ausschalten: Alles was sich bewegt, zieht die Augen an. Gegen diesen Reflex können Sie nichts tun, er stört Ihre Konzentration beim Lesen aber natürlich beträchtlich. Schauen Sie sich also einmal ganz genau um und verbannen Sie bewegte Bildschirmschoner, Uhren mit Sekundenzeigern etc. aus Ihrer Leseumgebung.
Eine ordentliche Beleuchtung hat 1.000 Lux: Bei schlechtem Licht lesen Sie langsamer, denn es ist ein Unterschied, ob für die Aktivierung unserer Netzhautzellen 150 oder 400 Millisekunden Belichtungszeit erforderlich sind. Optimal sind 1.000 Lux, was in etwa dem Tageslicht bei bedecktem Himmel entspricht. Wer eine Brille trägt, sollte übrigens für mindestens 1.200 Lux sorgen.
Auch das Umfeld muss gut ausgeleuchtet sein: Eine Leselampe die das Papier vor Ihnen hell beleuchtet, während der Rest des Raumes in schummrigem Dämmerlicht liegt, ist übrigens keine gute Option. Es ist Ihnen wahrscheinlich noch nie bewusst aufgefallen, aber die Augen schauen reflexartig immer wieder nach, was aus dem Dunkeln kommen könnte. Leuchten Sie also idealerweise auch das gesamte Umfeld, in dem Sie lesen, möglichst hell aus, um die volle Konzentration auf den Lesestoff zu lenken.
Keine auffälligen Markierungen im Text: Farbige Markierungen und dicke Unterstreichungen im Text sollten Sie vermeiden. Zum einen kosten diese Zeit und stören den Lesefluss, zum anderen Stellen solche Markierungen einen starken Reiz für die Augen dar und lenken auch beim Weiterlesen vom übrigen Text ab. Wenn Sie unbedingt etwas markieren müssen, dann greifen Sie lieber auf weiche Striche mit einem hellen Bleistift am Blattrand oder selbstklebende Notizzettel aus.
Straßengeräusche ok, Musik auf keinen Fall: Natürlich müssen Sie sich zum Lesen nicht in eine schallisolierte Kammer begeben, in denen kein Außengeräusch zu Ihnen dringen kann. Normale Straßengeräusche kann ihr Gehirn wunderbar als nebensächlich ausblenden. Anders steht es da mit Musik. Die Melodie überlagert die Satzmelodie und den Sprachrhythmus, also die Subvokalisation. Daher sollten Sie auf Musik unbedingt verzichten.